Montag, 13. September 2010

Mugo als Literat

Ein verstorbener Freund von mir hat ungefähr 2006 eine kleine Mugo ausgegraben. Bei der Auflösung seiner Sammlung vor ca. 2 Jahren fand der damals recht dünne, fast langweilig aussehende und nur spärlich benadelte Baum keinen Abnehmer und bekam bei mir Asyl.
Innerhalb der Zeit in der die Kleine bei mir stand hat sie sich gut erholt und kräftig Zuwachs gebildet.
So langsam wird sie reif für eine erste Grundgestaltung.
Eine der Hauptfragen ist nun, was soll aus diesem Baum stilmäßig werden?


Als Nebari ist nur eine Stammverbreiterung ohne einzelne Wurzeln zu sehen welche stark nach einer Seite ausgeprägt ist.
Wie die Wurzeln weiter unten verlaufen wird sich erst beim Umtopfen in Zukunft zeigen, aber nach etwas kratzen scheinen sie radial in alle Richtungen zu gehen.

Diese einseitige Verbreiterung  schließt aber schon mal einige Stellungen als Vorderansicht aus. Zum Beispiel darf sie optisch weder direkt nach vorne, noch nach hinten zeigen.










Die Ansichtseite 1 zeigt uns einen nur leicht bewegten Stamm mit einer Astgabelung im oberen Bereich.

Der linke, dickere Ast geht in einem Knick ab und verläuft dann sehr steif und gerade, könnte aber noch gebogen werden.

Der rechte, etwas kürzere und geschwungene Ast geht in einem gefälligen Bogen ab was in meinen Augen besser zum unteren Stammverlauf mit den dezenten Biegungen paßt. Er geht zwar in dieser Ansicht nach hinten weg, kann aber ohne Probleme aufgerichtet werden. Auch von der Verjüngung her würde eine Gestaltung mit diesem Ast gut passen.

Fast in gleicher Höhe wie die Astgabelung ist noch ein Reststumpen eines ehemaligen 3. Astes zu sehen welchen ich  ganz entfernen werde da er auf der Innenseite der Biegung entspringt.




Von der rechten Seite ist zu sehen wie der schönere Ast nach
hinten abgeht.
















Von hinten gesehen, wobei diese Ansicht auch als Vorderseite in Frage käme. Entscheidet man sich für eine Gestaltung mit nur einem Ast und wählt dazu den kürzeren geschwungenen, so käme dieser hier dann auf den Betrachter zu, etwas aufgerichtet und es gibt ein stimmiges Bild.












Oder etwas weiter gedreht, wobei man sich hier auch eine Gestaltung mit nur dem jetzt rechten Ast vorstellen könnte.
















In dieser Ansicht hätte man auch die Option mit allem Grün zu arbeiten.
Den jetzt linken Ast nach unten holen und gewaltig in der Länge reduzieren und mit dem rechten Teil die Krone und obere Seitenäste aufbauen.
Fraglich ist, ob das für diesen relativ dünnen Stamm nicht eine zu schwere und mächtige Krone gibt.
Natürlich könnte man den ganzen Grünbereich auch sehr luftig und grazil aufbauen um einen stimmigen Gesamteindruck zu bekommen.








Würde man den dickeren, geraden Ast in die Gestaltung mit
einbeziehen müßte man an dessen oberen Ende aus der 3-er-
Gabelung den mittleren Ast als Spitze nach oben bringen.




















Oder man verzichtet zugunsten eines kleineren Baumes mit schönerer Verjüngung und gefälligen leichten Bewegungen auf den dickeren und am Ansatz (noch) geraden Ast total und arbeitet nur mit dem in der 1. Ansicht rechten Ast weiter.
Dabei würde der längere und steifer wirkende Ast dann wie der andere Stumpen entweder total entfernen werden oder es verbleibt nur ein kleiner Jin an dieser Stelle. 
Wäre der Stamm dann dort und knapp unterhalb davon noch zu dick könnte man das mit einem Shari vom Jin ausgehend etwas anpassen und schlanker gestalten.
Im Falle einer Gestaltung mit nur einem Ast würde ich den anderen vorerst aber nur etwas ausdünnen und noch zur Reserve stehen lassen bis der gestaltete Ast im nächsten Frühjahr zu erkennen gibt das er die Gestaltung gut überstanden hat.
Zugleich mit dem umtopfen und der Wurzelreduzierung würde ich dann den überflüssigen Ast entfernen und somit auch einen Ausgleich von reduzierter Wurzelmasse zu Grünbereich schaffen.


Die Grundfrage ist nun:
1. Variante: eine Gestaltung mit allem vorhandenen Ästen, wobei der Grünbereich locker wirken muß und nicht zu schwer werden darf?
2. Variante mit dem im Winkel abgehenden Ast indem man an dessen Spitze einen der 3 Äste nach oben holt und somit einen recht hohen Baum erhält?
3. Variante mit nur dem kürzeren, gut verjüngten und geschwungenen Ast? Es gäbe dabei einen harmonischeren Übergang von Stamm zum Hauptast, eine bessere Verjüngung, Fortsetzung der leichten Schwünge bis in die Spitze, genügend  Äste um eine Krone aufzubauen. Dabei würde die Krone für den dünnen Stamm nicht zu schwer werden und es entspräche am ehesten dem Bild eines Literaten.

Auf alle Fälle wird jetzt der 1. Schritt sein die alten und überflüssigen Nadeln und gänzlich unbrauchbare und abgestorbene Zweige zu entfernen.

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